Der Säulensaal (Hypostylsaal) im Karnak-Tempel ist eines der größten und bedeutendsten Bauwerke des antiken Ägypten. Er beeindruckt nicht nur durch seine Dimensionen, sondern auch durch die raffinierten architektonischen Techniken und symbolischen Bedeutungen, die in seiner Konstruktion und Gestaltung zum Ausdruck kommen. Um die Komplexität und das Geniale dieses Bauwerks vollständig zu würdigen, ist es wichtig, noch tiefer in die Geschichte und die Details seiner Entstehung und Bedeutung einzutauchen.
Die Entstehung des Säulensaals
Der Hypostylsaal wurde hauptsächlich während der Regierungszeit von Sethos I. (1290–1279 v. Chr.) und Ramses II. (1279–1213 v. Chr.) erbaut, obwohl der Tempelkomplex von Karnak über Jahrhunderte hinweg erweitert und verändert wurde. Die Errichtung des Saales fiel in eine Zeit des großen kulturellen und religiösen Aufschwungs unter der 19. Dynastie. Der Saal sollte als heiliges Zentrum des Tempels dienen und war der Hauptgebets- und Ritualbereich des Amun-Re-Tempels, des wichtigsten Heiligtums des Karnak-Tempels.
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Konstruktion und Dimensionen des Säulensaals
Der Hypostylsaal ist mit einer Fläche von etwa 5.000 Quadratmetern einer der größten Säulensäle der antiken Welt. Er wurde so konzipiert, dass er sowohl imposant als auch funktional ist, um religiöse Zeremonien und Rituale zu ermöglichen.
- Die Säulen: Der Säulensaal umfasst insgesamt 134 Säulen, die in 16 Reihen angeordnet sind. Die Säulen sind aus massivem Sandstein gefertigt, der aus dem nahegelegenen Gebel el-Silsila gewonnen wurde. Die Säulen sind unterschiedlich hoch:
- Die zentralen Säulen: Diese Säulen sind mit etwa 23 Metern besonders hoch. Sie bilden die mittlere Reihe und überragen die übrigen Säulen deutlich. Diese Architektur ermöglichte es, ein natürliches Licht in den Raum zu leiten, das durch Lichtschächte in der Decke fiel.
- Die äußeren Säulen: Diese sind mit 12 bis 15 Metern wesentlich kürzer und wurden ursprünglich wahrscheinlich mit einer massiven Wand überbaut.
Die Säulen haben einen blütenkelchartigen Aufbau, der symbolisch für die Papyrusstauden des Niltals steht. Sie repräsentieren das von den alten Ägyptern verehrte Element der Schöpfung und das Urwasser, das das Leben hervorbringt.
- Das Deckensystem: Das Dach des Säulensaals wurde mit riesigen Sandsteinplatten gedeckt, die auf den Säulen ruhen. Die mittleren Säulen erhielten eine höhere Deckenkonstruktion, sodass Lichtöffnungen in der Decke entstehen konnten. Diese Lichtöffnungen (auch Fenster genannt) dienten nicht nur der Beleuchtung des Saals, sondern hatten auch eine symbolische Bedeutung, indem sie den Kontakt zwischen dem irdischen Bereich und der göttlichen Welt darstellten.
- Die Decke und Lichtöffnungen: Die Decke des Säulensaals war ursprünglich mit dicken Holzplanken bedeckt, aber im Laufe der Jahrhunderte sind diese verfallen, und nur noch die massive Steinstruktur ist erhalten. Die Lichtöffnungen führten dazu, dass Tageslicht in die Mitte des Raumes strömte und so eine mystische Atmosphäre schuf.
- Bau der Säulen: Jede Säule des Hypostylsaals wurde in schrittweiser Montage gebaut. Sie bestand aus **mehreren Zylindern von Sandstein, die einzeln zugeschnitten, transportiert und an Ort und Stelle zusammengesetzt wurden. Die schwere Arbeit der Montage und des Transports wurde durch den Einsatz von Rollwagen, Schlitten und Rampen organisiert. Diese Rampen wurden mit Erde und Lehm gebaut, um die riesigen Steine zu den hohen Positionen zu befördern, die für die Säulen erforderlich waren.
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Die Kunst und Symbole im Säulensaal
Der Hypostylsaal ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Ort, der reich an symbolischen und künstlerischen Verzierungen ist. Die Wände und Säulen sind mit Reliefs und Hieroglyphen bedeckt, die religiöse Rituale, Götterdarstellungen und die Pharaonen als göttliche Vermittler zwischen den Menschen und den Göttern zeigen.
- Darstellungen von Ramses II.: Besonders auffällig sind die Reliefs von Ramses II., die in den Säulen des Saales eingebracht wurden. Der Pharao wird hier als triumphaler Führer gezeigt, der vor den Göttern des ägyptischen Pantheons steht. Es gibt Darstellungen seiner militärischen Siege und seiner religiösen Opfergaben, die seine göttliche Macht und seine Rolle als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen betonen.
- Hieroglyphen und Symbole: Zahlreiche Hieroglyphen und Reliefs zieren die Wände und Säulen des Hypostylsaals. Sie erzählen Geschichten aus der Mythologie, beschreiben religiöse Rituale und heilige Zeremonien, die innerhalb des Tempels stattfanden. Ein Beispiel dafür ist die Darstellung des Pharao Sethos I., der in einer symbolischen Geste mit den Göttern interagiert, oder die Szenen aus dem göttlichen Geburtsthema, in denen der Pharao als Sohn des Gottes Amun-Re erscheint.
- Reliefs der Götter: Die Götter und Göttinnen des ägyptischen Pantheons sind in den Reliefs prominent vertreten. Besonders die Gottheit Amun-Re, der oberste Gott des Karnak-Tempels, wird vielfach gezeigt. Die ikonographischen Darstellungen betonen die göttliche Ordnung und die Verbindung zwischen den irdischen und göttlichen Bereichen.
Symbolische Bedeutung des Säulensaals
Die Struktur des Hypostylsaals hatte eine tiefere, spirituelle Bedeutung. Die Säulen symbolisierten die Papyrusstauden, die das Urwasser des Nils durchbrachen und damit das Leben des alten Ägyptens repräsentierten. Das ganze Gebäude war also als eine Darstellung der Schöpfung zu verstehen.
- Zentraler Saal und Symbolik des Lichts: Die großen Lichtöffnungen in der Decke wurden so platziert, dass sie das Licht der Sonne in den Saal leiteten und damit die Präsenz des Gottes Amun-Re symbolisierten, der die Welt mit Licht erleuchtet.
- Repräsentation der göttlichen Ordnung: Der Übergang von der Außenwelt (dunkel und chaotisch) in die heilige Innenwelt des Tempels (beleuchtet und ordnungsgemäß) stellte den Weg dar, den der Priester oder Pharao in einem rituellen Akt von der materiellen Welt zur göttlichen Ebene beschritt.
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Fazit
Der Hypostylsaal im Karnak-Tempel ist ein meisterhaftes Beispiel für die altägyptische Architektur, Ingenieurskunst und religiöse Symbolik. Seine beeindruckenden Dimensionen, die raffinierte Verwendung von Licht und Raum sowie die kunstvollen Reliefs und Hieroglyphen machen ihn zu einem der größten Bauwerke der antiken Welt. Der Bau dieses Saales erforderte enorme technische Fähigkeiten und Ressourcen, und seine Gestaltung spiegelt die tiefe religiöse und kulturelle Bedeutung des ägyptischen Volkes wider. Ein Besuch dieses unglaublichen Bauwerks gibt uns nicht nur einen Einblick in die ägyptische Architektur, sondern auch in das spirituelle Leben des alten Ägypten und die Verbindung zwischen den Menschen und den Göttern.
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